Politischer Runder Tisch der Frauen / Geschlechtergerechtigkeit
in der Landeshauptstadt Magdeburg


"Frauen sind einfach unerhört…"

Dieses Zitat der Vorsitzenden des Familien- und Gleichstellungsausschusses Dagmar Huhn könnte gut den Grund dafür beschreiben, dass sich die Frauen um Editha Beier, Gleichstellungsbeauftragte der Landeshauptstadt, nun bereits seit 15 Jahren den Kampf für die Interessen der Frauen und Mädchen, nicht nur unserer Stadt, auf die Fahnen geschrieben haben.

In ihrem Grußwort äußerte sich Frau Huhn nicht nur zu der guten und vor allem erfolgreichen Arbeit der beiden Gremien, sie hob gleichzeitig hervor, dass auch in Zukunft diese Zusammenarbeit wichtig sein wird.
Dass man dies ruhig wörtlich nehmen kann, wurde auf der Festveranstaltung am 13.12.2005, die übrigens im neuen Großen Rathaussaal stattgefunden hat, mehr als deutlich. Wie bei solchen Anlässen üblich, wurde Bilanz gezogen.
Da gab es neben vielen anderen Aktivitäten die Demonstrationen für die Abschaffung des § 218 und für Frauenrechte, sowohl national und als auch international, den Kampf um den Erhalt der Kitas und bis heute den Kampf gegen Frauenarbeitslosigkeit.
Diese Aufzählung ließe sich beliebig fortsetzen, so umfangreich ist das Betätigungsfeld der Frauen des Magdeburger Politischen Runden Tisches. Jetzt heißt es jedoch für sie, sich nicht auf dem Erreichten auszuruhen, sondern nach vorn zu schauen und weiterzumachen, denn die Probleme, denen sich Frauen gegenübersehen, sind nicht geringer geworden, darin waren sie sich die Frauen einig.
Gut zu wissen, dass Editha Beier, die stellvertretende Gleichstellungsbeauftragte Heike Ponitka und die anderen engagierten Frauen unserer Stadt nichts vom Biss der ersten Jahre verloren haben …
Karin Horn, Freie Journalistin

Präsentation zum Jubiläum 15 Jahre Politischer Runder Tisch
der Frauen der Landeshauptstadt Magdeburg (pdf-Datei 525 KB)





"Unerschrocken und hoch begabt" - Erika Mann

Sie war Kabarettistin, Autorin von Sach-und Kinderbüchern, Nachlassverwalterin der weltberühmten Schriftsteller Thomas und Klaus Mann und engagierte Kriegsberichterstatterin, die einzige weibliche bei den Nürnberger Prozessen - Erika Mann.

Aus Anlaß ihres 100. Geburtstages veranstaltete der Politische Runde Tisch der Frauen der Landeshauptstadt Magdeburg am 9. November 2005 eine Veranstaltung im Volksbad Buckau. Das Interesse war erwartungsgemäß groß, entsprechend groß auch die Zahl der Gäste. Gekommen waren neben Mitglieder des Runden Tisches, Trümmerfrauen, aber auch Lehrerinnen und Schülerinnen, die sich im Unterricht gerade mit dem Werk Erika Manns beschäftigen.
Ihre Erwartungen sollten nicht enttäuscht werden. Denn nicht nur die Lesung mit der Magdeburger Schauspielerin und Kabarettistin Vera Feldmann aus Erika Manns Werk "10 Millionen Kinder" - einer treffenden Analyse der Ursachen des Faschismus in Deutschland - nein, auch der Festvortrag von Prof. Irmela von der Lühe gaben interessante Einblicke in das bewegte Leben jener mutigen und engagierten Frau.
Vera Feldmann liest aus Erika Manns Werk "10 Millionen Kinder"
Prof. Irmela von der Lühe
Beide Höhepunkte des Abends, sowohl die Lesung als auch der Vortrag, trugen mit ihren eindrucksvollen und lebendigen Schilderungen dazu bei, dass nicht nur eingefleischte "Erika- Mann- Verehrer" einen unterhaltsamen und Interessanten Abend verbringen konnten, nein, auch das Interesse von Neulingen wurde geweckt, sich etwas genauer mit dem Leben und Wirken dieses Mitglieds der Familie Mann zu beschäftigen. Das Leseforum, das von den Gästen rege genutzt wurde eventuelle Wissenslücken zu schließen, Erfahrungen und Empfindungen auszutauschen, rundete diesen gelungenen Abend ab.
Karin Horn, Freie Journalistin


Hilfe für die Gahaleni-Klinik in Kenia
Seit 2001 unterstützen die Frauen des Politischen Runden Tisches der Landeshauptstadt Magdeburg im Rahmen ihrer Möglichkeiten und in Kooperation mit anderen Magdeburger Gruppen Frauen- und Kinderprojekte in Kenia.
Durch persönliche Kontakte vor Ort sind langfristige Patenschaften und konkrete Hilfen entstanden. So konnten z.B. in 2004 Waisenkinder mit Nahrungsmitteln, Kindergartengeld (20 EUR für ein Jahr) und Schulkleidung (60 EUR für sechs Schulkleidungen) versorgt werden und mit der Frauengruppe Malindi Women in Poverty e.V. entstand ein interessanter Kommunikations-Austausch über die Möglichkeiten und Grenzen des Frauenengagements in Deutschland und Afrika.
Die Frauen des Politische Runden Tisches waren auch sehr aktiv an einer Hilfscontaineraktion nach Malindi im Jahr 2003 beteiligt und halfen bei dem Transport eines Mikroskopes im Oktober 2005. Von der Sozialpädagogin und Lehrerin Jutta Kaulbach, die schon viele Jahre in Kenia lebt und zu der persönliche Kontakte bestehen, erreichte uns im Sommer 2005 folgender Text:
Hilfe für die Gahaleni Clinic in Kenia
"Gahaleni ist ein weitverstreutes Dorf im Busch, das von Malindi, der nächstgrößeren Stadt an der Küste Kenias, etwa 8 km entfernt liegt. Während des El Ninos war das Dorf durch die grossen Wassermassen völlig von der Aussenwelt abgeschnitten, kein Weg war mehr begehbar. Als dann Cholera ausbrach, konnte keinerlei ärztliche Hilfe von ausserhalb kommen. Die Kranken wurden notdürftig in der Schule untergebracht, aber innerhalb kürzester Zeit starben etwa 50 Leute.
Diese schreckliche Situation war für Joseph Sulubu Maitha, einem der Anwohner, der ausschlaggebende Punkt, an dem er beschloss, hier müsse eine eigene Klinik gebaut werden, damit sich so etwas nicht noch einmal wiederholen könne. Joseph Maitha arbeitete in einem Hotel in Malindi. Er rief die Bevölkerung der gesamten Umgebung zusammen und unterbreitete ihnen seinen Plan. Sie waren zwar auch mit ihm einer Meinung, belächelten aber sein Vorhaben, weil es allen unmöglich erschien, jemals so viel Geld für den Bau einer eigenen Klinik aufzutreiben. Die meisten der Einwohner sind arbeitslos, einige wenige arbeiten in Malindi, die anderen ernähren sich durch minimalen Ackerbau, wenn der Regen nicht ausbleibt. Die Armut in dieser Gegend ist sehr groß.
Ein alter Mann, der zwar kein Geld, aber Land besaß, erklärte, er würde ein Grundstück neben der Schule zur Verfügung stellen, wenn die Klinik tatsächlich gebaut werden solle.
Joseph Maitha ließ sich nicht beirren. Er sammelte in der Gemeinde Schilling für Schilling, so dass er 1999 daran gehen konnte, 3000 Steine zu kaufen, die den Anfang für den Bau bildeten. In dem Hotel, in dem er arbeitete, sprach er die Gäste daraufhin an, ob sie Interesse hätten, an einem Klinikbau mitzuwirken und so kamen nach kurzer Zeit weitere 7000 Steine zusammen.
Ein Ausschuss wurde gegründet, Joseph Maitha übernahm den Vorsitz, und ein Architekt wurde beauftragt, eine Klinik für die speziellen Verhältnisse im Busch zu entwerfen. Haupsächlich sollte sie als Erstversorgungsstation fungieren, um Malariafälle, Brandwunden (überall wird auf offenen Feuerstellen gekocht!) Brüche, die zumeist durch das Klettern auf Kokospalmen entstanden, Schlangenbisse und Geburtshilfe leisten und behandeln zu können.
Joseph Maitha trieb weiterhin Spendengelder ein und ließ sich eine Menge einfallen, um irgendwie an Geld für den Weiterbau zu kommen. Anfangs waren hauptsächlich Iren und Engländer an dem Bau interessiert, später kamen viele deutsche Sponsoren hinzu. Besonders ein englisches Ehepaar engagierte sich enorm für den Bau der Klinik.

Nach 4 Jahren war der 1. Trakt der Klinik fertig gestellt mit Behandlungsraum, 4 - Bettenzimmer, Laborraum, Apothekenraum, Toiletten, Wassertank und Solarzellen. Eigentlich fehlte nur noch das Inventar. Da die Klinik der städtischen Klinik von Malindi als Zweigniederlassung angeschlossen werden sollte, damit Krankenschwestern und ein Arzt von dort die Versorgung übernehmen könnten, wurde nun die Klinik genauestens von der Gesundheitsbehörde in Augenschein genommen. Die wiederum machten nun bestimmte Auflagen, so dass auch der 2. Trakt gebaut werden musste. Es mussten Räume für Schwestern und Arzt zur Verfügung gestellt werden, ausserdem ein spezieller Raum für Geburten und ein Lagerraum für Medikamente.
Der Bau ging weiter. Dank einer großzügigen Spende einer Deutschen konnte nach kurzer Zeit der 2. Trakt fast fertig gestellt werden. Nun musste aber noch ein Zaun gezogen werden, damit das Klinikgelände gegen Tiere und Menschen geschützt ist. Inzwischen wurde von der Gemeinde ein Zufahrtsweg verbreitert, so dass auch Autos diesen Weg benutzen können, und man hat angefangen, Wasserleitungen von Malindi aus zu legen. Bislang musste das Wasser in Tankwagen gebracht werden oder aus dem Schulbrunnen geholt werden, wobei die Qualität schlecht ist. Die wichtigsten Einrichtungsgegenstände sind vorhanden, aber es fehlt noch an vielem. So ist eine der Vorschriften, an allen Fenstern und Türen Eisengitter zur Sicherheit zu befestigen, noch nicht erfüllt. Auch werden noch dringend Medikamentenschränke, Laborhilfsmittel, Stühle, Bänke und Tische, Regale und ein Kühlschrank benötigt. Auch wird die Solaranlage nicht ausreichen, so dass noch weitere Paneele angeschafft werden müssen.
Ein Mikroskop aus Magdeburg wird uns vermutlich in nächster Zeit erreichen, worüber wir ganz besonders glücklich sind. Es ist unerlässlich zur rechtzeitigen Malariaerkennung, einer der Haupttodesursachen in der Gegend. Obwohl es noch an vielem mangelt, hoffen alle, dass im Oktober diesen Jahres die Eröffnung sein soll. Dann hätte, nach 6 jähriger Bau - und Wartezeit, sich ein Traum in Wirklichkeit verwandelt. Ganz besonders hoffen natürlich all die Bewohner der umliegenden Dörfer auf die Eröffnung der Klinik, weil bislang für viele die Hilfe zu spät kam. Zwei Stunden Fußmarsch bedeutete für viele, dass es keine Rettung mehr gab. Die Hoffnung, noch weitere Menschen zu finden, die bereit sind, ein wenig zur Fertigstellung der Klinik beizutragen, gibt uns die Zuversicht, dass die Klinik im Oktober eröffnet werden kann." (Jutta Kaulbach & Joseph Sulubu Maitha, Juli 2005)
Das Mikroskop aus Magdeburg wurde von der Familie Steinbach zur Verfügung gestellt und ist inzwischen am 08.10.2005 in Malindi angekommen. Es wurde von der Familie Brenner transportiert. Sogar eine Spende von 500 EUR konnte übergeben werden. Frau Kaulbach und Herr Maitha bedanken sich bei allen Menschen in Magdeburg sehr herzlich, die die neue Klinik und ihre Arbeit unterstützten.
Am 15.10.2005 fand die Einweihung der Busch-Klinik statt und die Frauen des Politischen Runden Tisches der Stadt Magdeburg wünschen den kenianischen Ärztinnen und Krankenschwestern und allen Spendern und Helfern alles Gute!
Fotos: Kaulbach

Weitere Informationen: Heike Ponitka, Amt für Gleichstellungsfragen der Stadt Magdeburg,
Tel. 0391 5402205 , oder e-mail: ponitka@stadt.magdeburg.de


Einladung von Prof. Angela Davis ...

Lokalredaktion der Volksstimme Magdeburg
Sehr geehrte Damen und Herren,
am 04.10.2005 wurde in der Magdeburger Volksstimme über die Diskussion in der letzten Stadtratssitzung zur Einladung von Frau Prof. Angela Davis zu den 1200 -Jahresfestveranstaltungen und ihrer Ehrenbürgerschaft berichtet.
Die Vertreterinnen von Vereinen, Beratungsstellen, Projekten und interessierten Bürgerinnen, die an der Beratung des Politischen Runden Tisches der Frauen der Stadt Magdeburg am 04.10.2005 im Rathaus teilnahmen, möchten Ihnen mit diesem Brief Ihre Meinung zu dem o.g. Sachverhalt mitteilen.
Im Rahmen der Woche der ausländischen Mitbürger/innen und den zahlreichen Veranstaltungen dazu sowie der gerade beendeten Internationalen Frauenkonferenz in Berlin Anfang September 2005 können wir nicht nachvollziehen, dass in der dargestellten Art und Weise öffentlich über eine amerikanische - farbige Politikerin, Soziologin, Philosophin und Frauenrechtlerin im Stadtrat diskutiert wurde.
Sie ist neben Martin Luther King und Nelson Mandela eine der bekanntesten Persönlichkeiten, die sich seit Jahrzehnten gegen Rassismus und für die Anerkennung der Frauenrechte einsetzt.
Wie soll Kindern und Jugendlichen dieser Stadt erklärt werden, dass eine solche Persönlichkeit nicht zu unserem Stadtjubiläum eingeladen und sogar öffentlich über die Aberkennung der Ehrenbürgerschaft ohne eindeutige und nachvollziehbare Begründung diskutiert wird?
Wie wollen wir zu Mut, Toleranz und Akzeptanz aufrufen und erziehen, wenn ein Teil der gewählten Stadträte/Stadträtinnen einen Menschen öffentlich diskreditiert, der sich für humanitäre Werte einsetzt und durch eine weltweite Solidaritätsbewegung unterstützt wurde?
Wenn es um die Kostenübernahme für den Besuch von Prof. Davis in der Stadt Magdeburg geht, muss aus unserer Sicht der Gleichheitsgrundsatz gelten, entweder für alle 3 noch lebenden Ehrebürger/innen diese zu übernehmen - oder eine andere einheitliche Möglichkeit für alle Betreffenden zu finden (Spenden der Bevölkerung oder anderes).
Der Umgang mit Frau Prof. Davis verstößt nach einstimmiger Meinung des Frauenpolitischen Runden Tisches gegen das Grundgesetz der Bundesrepublik, das besagt, dass Menschen weder aus Gründen der Religion, Rassenzugehörigkeit, des Geschlechtes noch ihrer ethnischen Zugehörigkeit diskriminiert werden dürfen.
Frau Prof. Angela Davis ist die einzige farbige lebende Ehrenbürgerin und ist die einzige Frau. Ausschließlich über ihre Ehrenbürgerschafts-Aberkennung zu diskutieren ohne faire, politisch korrekte Gründe zu nennen, stellt eine Diskriminierung dar.
Wir sind uns nicht sicher darüber, ob die möglichen Folgen dieser Diskussion um Frau Prof. Davis in der internationalen Presse- auch auf dem Hintergrund der intensiven Partnerschaft zu der amerikanischen Stadt Nashville- bedacht wurden.
Im Internet ist unter www.magdeburg.de www.magdeburg.de für alle Interessierten weltweit- und so wird unsere Stadtseite ja auch genutzt- eine überzeugende und wertschätzende Biografie über Prof. Angela Davis zu lesen - so dass es eine Freude und Ehre wäre, wenn diese mutige, konsequente und kluge Frau einmal in Magdeburg zu Gast sein könnte. Es wäre sicher gut und notwendig für alle Beteiligten, wenn nach Kenntnisnahme der gesamten Biografie von Frau Prof. Davis sachlich über eine mögliche Einladung von ihr nach Magdeburg diskutiert werden könnte und die Stadt sich mit ihrer Ehrenbürgerschaft positiv identifiziert.
Mit freundlichem Gruß
i.A.
Heike Ponitka
Politischer Runder Tisch der Frauen der Stadt Magdeburg

Biografie Angela Davis
Angela Yvonne Davis, amerikanische Politikerin, Soziologin und Philosophin, wurde am 26. Januar 1944 in Birmingham, Alabama, geboren. Ihre Eltern waren Lehrer.
Damals wurde in Birmingham die Rassentrennung sehr hart durchgesetzt. Wie Angela Davis in ihrer Biografie schreibt, lernte sie, als sie zu lesen begann, zuerst die Worte "nur für Weiße" und "für Farbige" an den öffentlichen Trinkhähnen. Schwarzen Familien in ihrer Nachbarschaft, die auf die "weiße Seite" der Strasse zogen, wurde nicht selten das Haus angezündet.

1959 ging Angela Davis an eine private Highschool in New York um Französisch zu studierten. 1962/63 studierte sie an der Sorbonne in Paris. Nach ihrem Bachelor-Abschluss studierte sie Philosophie und Soziologie in New York bei ihrem Mentor Herbert Marcuse und in Frankfurt bei Theodor Adorno. Bei Marcuse schrieb sie erfolgreich ihre Doktorarbeit über Kant. Bis 1969 arbeitete sie an der philosophischen Fakultät der Universität von Kalifornien. Als bekannt wurde, dass sie 1968 in die Kommunistische Partei der USA eingetreten war, verlor sie diese Stelle. Der damalige Gouverneur Ronald Reagan erklärte, dass er persönlich dafür sorgen werde, dass diese "gefährliche Frau nie mehr in Kalifornien unterrichten wird".
Angela Davis ist eine der wenigen bekannten Überlebenden der Bürgerrechtsbewegung, deren exponierteste Vertreter wie Malcolm X, Martin Luther King, George Jackson ermordet wurden. Bei einem Gefängnisausbruch im Jahr 1970 wurden mehrere Mitglieder der Black Panther Party und ein von ihnen gekidnappter Richter erschossen. Angela Davis, die mit den Panthern verbunden war, wurde beschuldigt, eine Waffe ins Gefängnis geschmuggelt zu haben. Sie floh in den Untergrund. Vom FBI wurde sie daraufhin als dritte Frau in der Justizgeschichte der USA auf die Liste der "10 meistgesuchten Verbrecher Amerikas" gesetzt. Als sie am 13. Oktober 1970 verhaftet wurde, löste dies weltweite Proteste aus, die dazu führten, dass Angela Davis nach 16 Monaten gegen Kaution freigelassen wurde. Ein Gericht mit ausschließlich weißen Geschworenen sprach sie im Juni 1972 von der Anklage der Verschwörung, des Kidnapping und des Mordes frei.

Die weltweite Solidaritätsbewegung "Free Angela Davis" hatte dem Fall internationale Bekanntheit gegeben. Angela Davis wurde zu einem Symbol für den Widerstand der Schwarzen in allen Ländern der Erde.
1991 trat sie aus der Kommunistischen Partei aus, nachdem sie vergeblich eine Demokratisierung der Partei gefordert hatte.

Heute lebt Angela Davis mit ihrer Mutter in Kalifornien. Sie ist Bürgerrechtlerin, Professorin und Schriftstellerin. Mit einem unglaublichen Arbeitspensum tritt sie für Menschenrechte, vor allem auch für Frauenrechte und die Rechte von politischen Gefangenen weltweit ein. Sie ist einer der herausragenden Persönlichkeiten der internationalen Frauen- und Friedensbewegung. Ihr Engagement gilt vor allem den Menschenrechten in den privatisierten amerikanischen Gefängnissen. Sie geht davon aus, dass gesellschaftliche Probleme wie Armut, die politisch nicht mehr gelöst werden können, in die Gefängnisse verlagert und damit unsichtbar gemacht werden. Das trifft vor allem alleinerziehende Mütter, die aus Armutsgründen zu Kleinkriminalität gezwungen sind.
(Quelle: Amt für Öffentlichkeitsarbeit und Protokoll)